Schweizer Bildungssystem: Der grosse Unterschied zwischen deutschem Abitur und Schweizer Matura.

Schweizer Bildungssystem: Der grosse Unterschied zwischen deutschem Abitur und Schweizer Matura.

Zur Erlangung der gymnasialen Maturität werden in der Schweiz bereits früh die Weichen gestellt. Selbstständiges, wissenschaftliches Arbeiten und das Verfassen einer Maturaarbeit sind Voraussetzungen für ein erfolgreiches Bestehen.

Während in Deutschland Leistungsfächer, also Fächer, die auf erhöhtem Anforderungsniveau unterrichtet werden, und Basisfächer gemäss den Interessen des Schülers gewählt und somit sehr individuelle Schwerpunkte gesetzt werden können, ist die Wahl der Fächer in der Schweiz stark eingeschränkt.

Gemäss Prüfungsverordnung können die Kandidaten und Kandidatinnen nach eigener Wahl die ganze Prüfung in einer einzigen Prüfungssession ablegen (Gesamtprüfung) oder sie auf zwei Sessionen verteilen (Teilprüfungen). 

Bei einer Aufteilung des ersten Prüfungsversuchs auf zwei Sessionen ist mit der ersten Teilprüfung zu beginnen. Diese umfasst die folgenden Fächer:

  1. Biologie
  2. Chemie
  3. Physik
  4. Geschichte
  5. Geografie
  6. Bildnerisches Gestalten oder Musik

Diese Prüfungen werden schriftlich abgelegt, in den Fächern Bildnerisches Gestalten oder Musik gibt es fachspezifische Anforderungen (z.B. Zeichnen oder Aquarellieren). 

Die zweite Teilprüfung umfasst die folgenden Fächer: 

  1. Erstsprache, z.B. Deutsch
  2. zweite Landessprache, z.B. Französisch
  3. dritte Sprache, z.B. Englisch
  4. Mathematik
  5. Schwerpunktfach, z.B. Wirtschaft & Recht, Spanisch oder Bio/Chemie vertieft.

Diese Fächer werden sowohl schriftlich als auch mündlich geprüft.  Hinzu kommt ein Ergänzungsfach, z.B. Pädagogik/Psychologie. Hier wird nur eine mündliche Prüfung verlangt. Einige Fächer werden doppelt oder dreifach gewichtet bewertet, z.B. Mathematik und die Erstsprache. 

Ausserdem muss eine Maturaarbeit geschrieben werden, die dann auch mündlich präsentiert wird. In vielen Fächern ist die Erarbeitung und Auswertung einer empirischen Studie Voraussetzung, es gibt jedoch auch Fächer, in denen auf Basis von Literaturrecherche gearbeitet werden kann.  

Der Umfang ist demnach insgesamt deutlich grösser als in Deutschland und das Prüfungsniveau ist überdurchschnittlich hoch. Neben einer umfassenden Allgemeinbildung öffnet das Erlangen der gymnasialen Maturität die Tür zur universitären Hochschulbildung in der Schweiz oder im Ausland. Deshalb wird bereits in der Schule ein Grundverständnis für das wissenschaftliche Arbeiten geschaffen. 

Das Schweizer Notensystem unterscheidet sich von der deutschen Didaktik dahingehend, dass die 6 die beste Note ist. Kandidaten und Kandidatinnen, welche die Maturitätsprüfung nicht bestehen, haben das Recht auf einen zweiten Prüfungsversuch. Dabei müssen die Prüfungen in allen Fächern, in denen beim ersten Versuch eine Note unter 4 erreicht wurde, wiederholt werden.Ebenso ist eine neue beziehungsweise überarbeitete Maturaarbeit einzureichen und zu präsentieren, wenn beim ersten Prüfungsversuch die Maturaarbeit mit einer Note unter 4 bewertet wurde. 

Zusätzlich können auf Wunsch des Kandidaten oder der Kandidatin die Prüfungen und die Maturaarbeit mit Note 4 oder 4,5 wiederholt werden. Wird eine Prüfung oder die Maturaarbeit wiederholt, so zählt die Note des zweiten Prüfungsversuchs beziehungsweise der zweiten Maturaarbeit, unabhängig davon, ob sie höher oder tiefer als die Note des ersten Prüfungsversuchs beziehungsweise der ersten Maturaarbeit ist.

Wann gilt die Maturitätsprüfung als bestanden? In der Schweiz gibt es drei Bestehensnormen, die darüber entscheiden, ob die Prüfung bestanden wurde oder nicht:

  1. Erreichen von mind. 105 Punkten oder max. 4 ungenügende Noten
  2. Maximal 7 Minuspunkte 
  3. Der Durchschnitt aller Prüfungen muss mind. eine Note 4 ergeben 

Schlussendlich führt das hohe Niveau im gymnasialen Zweig dazu, dass es kaum Studiengänge mit Numerus Clausus gibt und das Kind weitgehend frei wählen kann. Dennoch gibt es Studiengänge mit Zulassungshürden, wie z.B. das Studium der Humanmedizin, für das ein spezifischer Eignungstest bestanden werden muss. 

Sollten Sie also planen, mit Kind(ern) in die Schweiz einzuwandern, die in Deutschland das Gymnasium besuchen, ist es wichtig zu wissen, dass die gymnasiale Maturitätsquote mit 22.2% deutlich unterhalb der Abitur-Quote in Deutschland liegt. Die Schweizer Maturität hat das klare Ziel einer anschliessenden Hochschulbildung und die Anforderungen sind hoch.

Wer ehrgeizig und motiviert ist, dem öffnen sich mit Erlangen der gymnasialen Maturität in der Schweiz viele Türen. Grundvorraussetzung ist ein kontinuierliches Lernen, das Priorisieren der Prüfungsvorbereitungen und letztendlich ein gutes Zeitmanagement. Nur wer das Ziel im Blick hat, der kann den hohen Anforderungen gerecht werden.

Wir beraten Sie gern individuell und geben Ihnen weitere Informationen an die Hand. Auch abseits der Matura gibt es in der Schweiz interessante und vielseitige Bildungswege. Wer das System und dessen Möglichkeiten kennt, kann diese Aspekte bereits in der Planung der Auswanderung mit Kindern berücksichtigen.   

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